Online-Tagung: Trauma und digitale Medien – Therapiemöglichkeiten und Risiken
10.05.2025, 13:00 – 18:30 Uhr, online über ZOOM
Keywords: #Digitalisierung, #Cyber-Traumata, #Trauma, #Mentaltrauma, #VirtualReality, #KI, #Psychotherapie, #Traumafolgestörungen, #Bullying, #Cybermobbing, #Resilienzförderung, #PTSD
Die Tagung findet unter der wissenschaftlichen Leitung von Univ.-Prof. Dr. Christiane Eichenberg und Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Robert Bering statt.
Seit der Covid-19-Pandemie ist die Digitalisierung der Psychotherapie ein Instrument geworden, Barrieren zu überwinden. Das gilt auch für die Traumatherapie.
Das Angebot an digitalen Anwendungen, die traumatisierten Menschen innerhalb von Selbsthilfe, Beratung und Therapie helfen können, ist vielfältig. Es reicht von Selbsthilfeforen, Blogs, Apps und Serious Games über Online-Therapie bis hin zu Virtual-Reality-Umgebungen. Der Einsatz digitaler Medien bietet uns viele Möglichkeiten mit Risiken, die abzuwägen sind.
So kann die digitale Mediennutzung auch der Auslöser für traumatische Erfahrungen sein, die sogenannten „Cyber-Traumata“.
Die Tagung greift beide Facetten auf: deutschsprachige wie internationale Expert:innen referieren aktuelle Forschungsergebnisse zu digitalen Optionen in der Behandlung von Patient:innen wie auch zu den Folgen potenziell traumatischer Erlebnisse im Internet. Wir stellen uns die Frage, ob der unumstrittene Wirkfaktor der therapeutischen Beziehung digitalisiert werden kann. Mit diesem Schritt öffnen wir auch die Diskussion, ob der Einsatz von künstlicher Intelligenz Bestandteil von Psychotherapie sein kann.
Umsichtigkeit ist geboten, da Kinder und Jugendliche besonders gefährdet sind, ein Cybertrauma zu erleiden. Belastungsstörungen können auch durch Cybermobbing begründet sein.
Die empirische Evidenz für die Behandlung von Traumapatient:innen mit Virtual-Reality-Umgebungen ist breit, jedoch nur eine Anwendung im Spektrum der digitalen Behandlungsoptionen bei Traumafolgestörungen.
Alle Berufsgruppen, die mit traumatisierten Menschen arbeiten, bietet die Tagung einen aktuellen Überblick über die Schnittstellen von Trauma und digitalen Medien, ein Praxis- und Forschungsfeld, das auch aufgrund der zunehmenden patientenseitigen Nachfrage nach digitalen Therapieoptionen von großer Bedeutung ist.
Aufgrund der Expansion digitaler Technologien, wie nun z.B. den KI-gestützten Konversationsagenten ist die Psychotherapie selbst zum Gegenstand der digitalen Wende geworden.
Für PTW-Studierende ist die Teilnahme als Teil des „Window of Opportunity“ anrechenbar.
Referent*innen
Univ.-Prof. Dr. Christiane Eichenberg, Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Robert Bering, Dr. Catarina Katzer, Prof. Dr. Wolfgang Zankl, Dr. Marlon Possard, Albert “Skip” Rizzo, Ph.D., Catherine Knibbs
Teilnahmegebühr
Teilnahmegebühr € 169,-
Frühbucherpreis bis 13.4.2025: € 149,-
25 %-ige Ermäßigung für SFU Studierende und Alumni. Bitte fordern sie ihren persönlichen Rabatt-Code an: weiterbildung@sfu.ac.at
Sprache
Die Vorträge werden in deutscher oder englischer Sprache gehalten, erkennbar am Titel der jeweiligen Einheit.
Programm
13:00-13:15 Uhr – Eröffnung durch wiss. Leitung
Univ.-Prof. Dr. Christiane Eichenberg und Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Robert Bering
13:15-14:00 Uhr – Cybertrauma: risks of internet use for children and young people
Catherine Knibbs
14:00 – 14:45 Uhr – Cybermobbing und digitale Traumata- Folgen für Präventionsarbeit und Resilienzförderung
Dr. Catarina Katzer
14:45-15:00 – Pause/Break
15:00 – 15:45 Uhr – Digitalisierung des Gesundheitswesens am Beispiel Dänemark: Individualismus versus Generalisierung
Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Robert Bering
15:45 – 16:30 Uhr – KI: Optionen und Grenzen für die Psychotherapie aus ethischer und juristischer Sicht
Prof. Dr. Wolfgang Zankl und Dr. Marlon Possard
16:30-16:45 – Pause/Break
16:45 – 17:30 Uhr – Online-Therapie, Apps, Serious Games und Robotik: ein Überblick zu digitalen Behandlungsoptionen bei Traumafolgestörungen
Univ.-Prof. Dr. Christiane Eichenberg
17:30 – 18:30 Uhr – Virtual Reality Goes to War: Applications for the Prevention, Assessment and Treatment of PTSD
Albert “Skip” Rizzo, Ph.D.
18:30 Uhr – Abschluss der Tagung
Referent*innen
Univ.-Prof.in Dr.in phil.habil. Christiane Eichenberg
- Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin (Psychoanalyse)
- Leiterin des Instituts für Psychosomatik an der Fakultät für Medizin, Sigmund Freud PrivatUniversität Wien
- Buchautorin und über 150 Veröffentlichungen im Bereich ihrer Forschungsschwerpunkte, die v.a. im Bereich E-Mental health, Psychotraumatologie und Psychosomatik liegen
Prof. Dr. Robert Bering
- Leitender Arzt/ Region Midt-Vest, Danmark
- Professor an der Universität zu Köln
- Schwerpunkt Rehabilitation psychischer Beinträchtigungen
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Zankl
- Vorstand des Instituts für digitale Transformation und künstliche Intelligenz an SFU Wien & SFU Berlin
- Professor für Zivilrecht
- Leiter und Gründer des europäischen Zentrums für E-commerce und Internetrecht
- Mitgründer und Geschäftsführer des Data Trust Center
- Autor zahlreicher Fachpublikation im Bereich Zivilrecht und IT-Recht
Albert “Skip” Rizzo, Ph.D.
- Director of Medical VR, University of Southern California Institute for Creative Technologies
Catherine Knibbs
- CEO/Director of Children and Tech
- Human Behaviour Technologist and Ethicist. Consultant
- Psychotherapist, Author and Trainer
Ass.-Prof. Mag. Dr. Marlon Possard, MSc, MA
- Marlon Possard lehrt und forscht am interfakultären Institut für digitale Transformation und künstliche Intelligenz an der Sigmund Freud Privatuniversität Wien und Berlin
- und leitet seit November 2024 das Department für KI und Ethik.
- Assistenzprofessor für Recht, Ethik und Verwaltung.
Dr. Catarina Katzer
- Cyberpsychologin, Expertin für negatives digitales Sozialverhalten und Cyber-Kriminologie
- Tätigkeiten:
Institut für Cyberpsychologie und Medienethik, Köln
Kuratorium Deutsche Telekom Stiftung
Bosbach Kommission
Council of Europe Committee Culture, Science, Education & Media
Details zu den Vorträgen/Abstracts
Cybertrauma: risks of internet use for children and young people (Catherine Knibbs)
The presentation will address the issues of risk that children encounter when using digital technology and will include child development, attachment and trauma as the underlying motivations for such behaviours. In the presentation the impact of cybertrauma will be explored in relation to the online harms encountered and how this synthesises with the risks taken. Discussions will take place about how to support children and adults with the impact of cybertrauma nd how to use theory of cybertrauma to support a system around children and how this can become a therapeutic plan for recovery, development and resilience.
Cybermobbing und digitale Traumata- Folgen für Präventionsarbeit und Resilienzförderung (Catarina Katzer)
Gewalt und Mobbing (Bullying) unter Kindern und Jugendlichen sind Phänomene, die die schulische Pädagogik seit langem fordern. Allerdings zeigt sich in den letzten Jahren eine immer stärkere Nutzung digitaler Räume für destruktive Kommunikation, Konfliktaustragungen, Gewalt und Mobbinghandlungen. So kam es in Deutschland zwischen 2017 und 2020 zu einem erheblichen Anstieg von Cybermobbing bei den 8- bis 19-Jährigen: von ca. 1,5 Mio. auf 2 Mio. Einen weiteren Anstieg sehen wir aktuell 2024. Individuelle wie gesamtgesellschaftliche Krisensituationen spielen eine nicht unbedeutende Rolle. Dabei hat Cybermobbing teils erhebliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit, emotionale, kognitive Entwicklungen sowie Verhaltensmuster. Jede/r 4. Betroffene hat mittlerweile Suizidgedanken. Prävention wie auch Resilienzförderung, die individuelle, situative, soziale und kulturelle Aspekte in den Blick nehmen, sollten für die deutsche Bildungslandschaft eine klare Zielvorgabe sein.
Digitalisierung des Gesundheitswesens am Beispiel Dänemark: Individualismus versus Generalisierung (Robert Bering)
Dänemark gilt als Vorreiter der Digitalisierung. Das gilt insbesondere für das Gesundheitswesen. Der Beitrag fokussiert, welche Schlussfolgerung im deutschsprachigen Raum hieraus zu ziehen sind. Das gilt für die Implementierung der zentralen elektronischen Krankenakte, der sektorenübergreifenden Registrierung von Medikamenten und Koordinationsplänen sowie der zentralen Registrierung von Zwangsmaßnahmen in der Akutpsychiatrie. Wir diskutieren, welche Möglichkeiten sich hieraus für die Registerforschung sowie für die Digitalisierung der Psychotherapie ableiten lassen.
KI: Optionen und Grenzen für die Psychotherapie aus ethischer und juristischer Sicht (Wolfgang Zankl und Marlon Possard)
Die Integration von KI in die Psychotherapie und in den medizinischen Sektor bietet ein enormes Potenzial, wirft jedoch zugleich bedeutsame ethische und juristische Fragestellungen auf. Dies zeigen einerseits die strengen Regulierungen, die sich aus der Verordnung über künstliche Intelligenz (KI-VO) ergeben, andererseits die vielen ethischen Fragen, die sich aufgrund des Einsatzes von KI eröffnen. Der interdisziplinäre Vortrag beleuchtet die Möglichkeiten von KI-gestützten Anwendungen aus rechtlicher und ethischer Sicht und es werden die Grenzen von KI-Technologien analysiert: Welche Risiken entstehen durch Datenschutzverletzungen, algorithmische Verzerrungen und den Verlust der menschlichen Komponente im therapeutischen Prozess? Welche Bestimmungen zu KI-Nutzung finden sich in der KI-VO?
Online-Therapie, Apps, Serious Games und Robotik: ein Überblick zu digitalen Behandlungsoptionen bei Traumafolgestörungen (Christiane Eichenberg)
Durch die Corona-Pandemie hat die Psychotherapie und damit auch die Traumatherapie einen enormen Digitalisierungsschub erfahren. Das Angebot an digitalen Anwendungen, die traumatisierten Menschen innerhalb von Selbsthilfe, Beratung und Therapie helfen können, ist vielfältig. Es reicht von Selbsthilfeforen, Blogs, Apps und Serious Games über Online-Therapie bis hin zu Virtual-Reality-Umgebungen. Im Vortrag werden v.a. medienunterstützte Behandlungsansätze vorgestellt, die mit Chancen verbunden sind, aber auch Grenzen haben. Es werden Indikationskriterien vorgestellt, anhand derer Therapeuten entscheiden können für welchen Patienten in welcher Behandlungsphase digitale Therapieoptionen sinnvoll sind.
Virtual Reality Goes to War: Applications for the Prevention, Assessment and Treatment of PTSD (Albert Skip Rizzo)
War is perhaps one of the most challenging situations that a human being can experience. The physical, emotional, cognitive and psychological demands of a combat environment place enormous stress on even the best-prepared military personnel. Numerous reports indicate that the incidence of posttraumatic stress (PTS) in combat-exposed military personnel is creating a significant healthcare challenge. This situation has served to motivate research on how to better develop and disseminate evidence-based treatments for PTS and other related psychosocial conditions. In this regard, Virtual Reality delivered exposure therapy (VRET) for PTS is currently being used with consistent reports of positive outcomes. This presentation will begin with a review of how VR was first applied to the treatment of anxiety disorders in civilians via an exposure-based, extinction-learning theoretical model. From those precursor developments the presentation will then detail how VR applications are being designed and implemented across various points in the military deployment cycle to prevent, identify and treat combat and sexual trauma-related PTS in Service Members and Veterans. The ongoing „Virtual Ukraine“ (and budding Virtual Israel/Gaza) project will then be presented with a detailing of a spectrum of clinical VR applications that address four unique trauma-related clinical targets: The talk will cover the challenges and progress attained by clinicians and VR developers in the design, development and dissemination of this treatment across diverse populations with unique needs. The theory, past/current research findings, and lessons learned with these approaches for breaking down barriers to care and promoting clinical efficacy will be discussed throughout the presentation.
Zielgruppe
Psycholog*innen, Ärzt*innen, Therapeut*innen, psychosoziale Berater*innen, Interessierte
Kontakt & Anmeldung
Sigmund Freud PrivatUniversität
Weiterbildungsakademie
Lassallestraße 3, 1020 Wien
Tel: +43 1 90 500 70 1555
Email: weiterbildung@sfu.ac.at
Web: https://weiterbildungsakademie.sfu.ac.at
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