In M. Brunner, A. Domdey, N. Graage, D. Henze, & J. König (Hrsg.), Autoritäre Dynamiken in der Krise.
Drei Fallstudien zu Agitation und autoritären Reaktionen in der Covid-19-Pandemie (S. 1-32).
Wiesbaden: Springer VS.
Abstract
Dieser Beitrag stellt einerseits die sozialpsychologische Autoritarismusforschung des Instituts für Sozialforschung der 1930-40er Jahre vor und andererseits aktuelle Debatten, die an diese Forschung anschließen. Drei Stränge oder Dimensionen der Auseinandersetzung werden beleuchtet: Erstens das Konzept des »autoritären Charakters« als »potenziell faschistische Persönlichkeit« und die Frage nach autoritären Dispositionen, die die Individuen anfällig machen für autoritäre Propaganda, zweitens die Analysen faschistischer Propaganda, die sich im amerikanischen Exil vor allem auf Agitatoren in den USA richteten, drittens Überlegungen zur Massenpsychologie, d. h. zur Attraktivität autoritärer Bewegungen und der in ihnen wirkenden Dynamiken.
Gefragt wird stets danach, inwiefern die in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts geschriebenen Studien auch für eine Analyse heutiger autoritärer Dynamiken und Bewegungen unter postfordistischen Bedingungen noch aktuell sind und wo aber auch Verschiebungen und Veränderungen im Autoritarismus zu verzeichnen sind. Diese Ausführungen stellen ein theoretisches Fundament für die in diesem Band versammelten Studien zu autoritären Dynamiken in der Corona-Pandemie dar.