psychosozial, 48(179), 91-102.
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Muslimische Frauen in Österreich berichten von dem Eindruck zunehmender Anfeindung. In den letzten Jahrzehnten hat das Phänomen der Konversion zum Islam in der westlichen Welt sowohl in der Wissenschaft als auch in den Massenmedien vermehrt Aufmerksamkeit erfahren. Weibliche Konvertitinnen standen oftmals im Zentrum der Ausführungen, da immer mehr Frauen zum Islam konvertieren, wobei der Religion zugleich auch Frauenfeindlichkeit zugeschrieben wird. Der vorliegende Beitrag trifft Aussagen über die Unterschiede zwischen der Einstellung gegenüber konvertierten und nicht-konvertierten Muslim*innen. Auf Basis eines Interviewleitfadens wurden halbstrukturierte qualitative Interviews zum Thema, wie Muslim*innen von Mehrheitsösterreicher*innen wahrgenommen werden, im September 2019 durchgeführt. Daraufhin wurden mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse neue Items zur Differenzierung zwischen konvertierten und nicht-konvertierten Musliminnen entwickelt und in einen bereits existierenden Fragebogen zur Einstellung gegenüber Muslim*innen integriert. Die Erhebung fand online mittels Fragebogen im Februar 2020 statt.
Insgesamt zeigte sich, dass die Befragten sich in ihren Einstellungen zu Musliminnen zwischen Konvertitinnen und gebürtigen muslimischen Frauen unterscheiden. Deskriptive Unterschiede zeigten, dass Konvertitinnen vermehrt mit Terrorismus assoziiert werden. Mit dem vorliegenden Beitrag kann gezeigt werden, dass nicht-konvertierte und konvertierte Musliminnen unterschiedlich wahrgenommen werden. Weiterführende Forschung zur Differenzierung zwischen den beiden muslimischen Gruppen ist vor allem in Bezug auf die zugeschriebene Terrorismus-Nähe und die Außenseiterposition in der westlichen Gesellschaft wünschenswert.