Das Institut für Qualitative Sozialforschung der Fakultät für Psychologie lädt herzlich zum 1. Werkstattgespräch bei freiem Eintritt

»Autoethnografie und „starke Reflexivität“ in der qualitativen Sozialforschung«

Werkstattgespräch mit Alina Brehm am 28.03.2023, 17.00 Uhr
SFU Wien, Freudplatz 3, 1. Stock, Raum 108

Zum Inhalt

Ist die Autoethnografie in den USA bereits seit Jahrzehnten fester Bestandteil erkenntnistheoretischer- wie methodologischer Diskussionen, so findet sie doch erst in den letzten Jahren verstärkt ihren Weg in den deutschsprachigen Diskurs. Begleitet wird sie dabei von Repräsentations- und Legitimationsfragen, die um Subjektivität, Reflexivität und Erkenntnis kreisen (vgl. Brehm & Kuhlmann 2018).

Für die Autoethnografie ist die sogenannte „Starke Reflexivität“ (Kühner, Ploder & Langer, 2016) zentral. Durch systematische Reflexion der Erfahrung der Forschenden in Beziehung zum
Forschungsfeld werden deren Sympathien, Vorurteile, Ängste sowie emotionale, kognitive und körperliche Reaktionen als Datum genutzt und nicht nur als „störender“ Einflussfaktoren in Bezug
auf „objektive Erkenntnisse“ betrachtet. Die Wahrnehmung und Beschreibung des eigenen, (scheinbar) individuellen Erlebens gibt Aufschluss über das Kulturelle, eventuell auch das kulturell Fremde. Erhebung, Darstellung und Auswertung sind eng verwoben – Autoethnografie ist sowohl die Methode als auch das Produkt (vgl. Ellis, Adams & Bochner 2010, S. 345). Sie folgt der Idee einer „prozesshaften Entfaltung“ von Erfahrung über Interpretation zum Wissen, die für die Lesenden nachvollziehbar (und angreifbar) bleibt, um sie selbst zu Ko-Produzent*innen der daraus resultierenden Erkenntnisse zu machen.

In diesem Werkstattgespräch wird in die Autoethnografie als eine Methode der qualitativen Sozialforschung eingeführt. Anschließend daran steht der gemeinsam Austausch über Erfahrungen,
Strategien und Herausforderungen dieser Methode – v.a. auch für partizipative Forschungsansätze – im Zentrum.

Zur Person

Alina Brehm, M.A. ist Universitätsassistentin am Arbeitsbereich für Bildung, Biographie und Gesellschaft der Universität Wien. Sie promoviert zur biografischen Entstehung affektiver Haltungen
als Potenziale für politische Handlungen.

Arbeitsschwerpunkte: Qualitative Methoden der Sozialforschung (insbesondere Tiefenhermeneutik und Biografieforschung), psychoanalytische Sozialpsychologie, Nachwirkungen des Nationalsozialismus, Erkenntniskritik, politische Sozialisation. Thematisch relevante Publikationen sind der Sammelband „Reflexivität und Erkenntnis. Facetten kritisch-reflexiver Wissensproduktion“ sowie die Monografie „Repräsentanzen der Shoah. Über ein Café für Überlebende und die Gegenwart der Vergangenheit“.

Wir freuen uns auf einen interessanten Abend!

Institut für Qualitative Sozialforschung
Fakultät für Psychologie
Sigmund Freud PrivatUniversität Wien
Freudplatz 1, 1020 Wien
Mail: qualitative.methoden@sfu.ac.at

Das Werkstattgespräch findet in Kooperation mit dem Arbeitsbereich „Bildung und Ungleichheit“ des Instituts für Bildungswissenschaft der Universität Wien statt.